https://twitter.com/aya_velazquez/status/1760426401612620156

2) Team Wikileaks. Ganze Datenbanken, ungeschwärzte PDFs, Dokumentensammlungen vollumfänglich veröffentlichen. Nicht auf Exklusivität bestehen, open source, allen Journalisten, allen Bürgern, allen Menschen weltweit instant das gesamte Material auf Augenhöhe präsentieren - weil es ihnen zusteht. Recherchen im Zweifel im Nachhinein anfertigen.

Die Behauptung, jemand, der pikante Regierungsunterlagen ungefiltert herausgibt, gefährde Menschen, ist ein Pseudoargument. Es geht hier nicht um Intimitäten, Liebesbriefe, Familiäres oder Privates. Hier geht es um das Handeln von Menschen in öffentlicher Position, mit großen Privilegien, und einer selbstgewählten Verantwortung für Millionen Bürger, einer Verantwortung - die NATÜRLICH auch missbraucht werden kann.

Das "Gefährder"-Argument ist eine diabolische Verdrehung, denn Regierungen, die sich kriminell und korrupt verhalten - was Assanges Arbeit glasklar aufzeigt - GEFÄHRDEN UNS, gefährden die Bürger. Ein Veröffentlichen von vertraulichen Regierungsdokumenten ist keine Straftat, sondern journalistische Pflicht - der unsere Medien unzureichend nachkommen. Deshalb triggert sie Assanges Vorgehen so hart.

Viele Journalisten treibt die nackte Angst um, was überhaupt noch ihr Alleinstellungsmerkmal wäre, wenn brisantes Material ohnehin allen vorliegt. Doch es bräuchte dann immer noch Journalisten, um das Material auszuwerten, zu analysieren, einzuordnen und übersichtlich aufzubereiten - aber nicht aus der Warte der Exklusivität heraus, sondern unter den Bedingungen der Fairness, in denen jeder Leser jede von den Journalisten getroffene Analyse anhand des ihm ebenfalls vorliegenden Materials verifizieren kann. Dass Journalisten eine gewisse Sorge vor einem solchen "Autoritätsverlust" umtreibt, ist leicht vorstellbar - dabei würde es den Konzernmedien-Journalismus lediglich auf Augenhöhe mit den Ansprüchen und Qualitäts-Standards der Generation Internet - der Generation Wikileaks - bringen.

Das Prinzip "Wikileaks" ist in meinen Augen die Zukunft des Journalismus. Sie können Julian wegsperren, sie können ihn im Gefängnis still und heimlich umbringen, sie können dafür sorgen, dass wir ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Was sie nicht verhindern können: Einen Journalismus, wie ihn Assange gelehrt hat.

Einen Journalismus, der nach bestem Wissen und Gewissen alle Quellen und Originaldokumente zu seinen Recherchen mitliefert, der die getroffenen Aussagen belegt, der Whistleblows, FOIAs und Leaks, die die gesamte Bevölkerung betreffen, pur, unzensiert, ungeschwärzt, in Form von Datenbanken und Original-PDFs herausgibt. In heiklen Fällen - wenn die eigene Sicherheit auf dem Spiel steht - eben anonym - dazu bietet das Internet noch immer alle Möglichkeiten.

Was alle Journalisten dieser Welt von Assange lernen können: Kompromisslose Rechenschaftspflicht gegenüber dem Bürger, gegenüber der Öffentlichkeit, gegenüber dem Souverän - nicht gegenüber irgendeiner Regierung. Schluss mit dem Exklusiv-Journalismus, Schluss mit vorkuratierten, vorselektieren Whistleblows: Vertrauliche Dokumente und Datenbanken, roh, ungefiltert herausgeben - das ist Assanges Legacy. Wer so handelt, hält diese lebendig.

Ich für meinen Teil habe mein Team gewählt:)

"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar"
Ingeborg Bachmann ...."

https://twitter.com/aya_velazquez/status/1760426401612620156